Analog fotografieren bei der VLN

Um mit Film zu arbeiten, muss man einiges anders machen. Bekommt man dafür auch bessere oder zumindest andere Bilder?

Neulich am Nürburgring: Ich stehe zum Start in der Mercedes-Arena, es sind nur noch wenige Minuten, bis es losgeht. Neben mir stehen zwei Kollegen – ihren Gesprächen nach fotografieren Sie schon seit hundert Jahren an der Strecke, also mindestens. „Wir haben früher nur mit Wenigen hier Bilder gemacht, das war damals ja noch echtes Handwerk“, sagt der eine. Sein Kollege pflichtet ihm bei: „Heute, die können ja alle nur noch digital, und die haben alle Adobe. Früher musstest du fotografieren können, heute gibt es Adobe!“. Ich sage nichts und fühle mich gemeint.

Denn ja, ich geb’s zu: Meine Bilder sind alle duch Lightroom (von Adobe, was sonst) gewandert und mal mehr, mal weniger bearbeitet. Warum? Weil es mir, vor allem aber meinen Kunden gefällt. Trotzdem habe ich mir die Frage „Was hat das Ergebnis mit Fotografieren-Können zu tun?“ auch schon gestellt. Und die Lösung: Ich habe bei VLN 3 eine analoge Kamera mit zwei Filmen mitgenommen. 48 Versuche also. Und darüber möchte ich hier erzählen.

Das analoge Setup

Bevor ich aber schreibe, wie es lief, hier ein Überblick über die Spielregeln, die ich erfüllt habe: Dabei war eine Canon AL-1, bedeutet analoges Kleinbild, manueller Fokus mit (unzuverlässiger) Fokushilfe und maximal 1/1000 Verschlusszeit. Und ein vertikaler Schlitzverschluss, der mir leider noch Kopfzerbrechen bereitete. Aber dazu später mehr. Auf der Kamera hatte ich genau ein Objektiv, ein 50mm f/1.8. Keine Qualitätsoptik, aber ist ja eine Challenge. In der Kamera lag ein AGFAPHOTO 200 Vista Plus mit 24 Bildern. Den gibt’s bei DM, keine Ahnung, ob der gut ist. Jedenfalls rauscht er wie die Hölle.

Analog fotografieren

Also ab an die Strecke, Kamera raus, erstes Foto gemacht und – Überraschung – man hat keine Ahnung, was daraus geworden ist. Beim nächsten Mal schreibe ich auf, was ich fotografiert habe, sonst weiß man hinterher rein gar nichts mehr. Das satte KLACK bei jedem Auslösen und der Retro-Look rufen schnell neugierige Leute auf den Plan. Erstes Fazit des Tages: Wer bei der VLN Freunde finden will, nimmt eine analoge Kamera mit. Es kommt zudem vermehrt zu einem neuen Phänomen, das ich so nicht (mehr) kannte: Ich setze die Kamera an, schaue durch, und mache kein Foto. Dieses Verhalten wird immer häufiger, je voller der Film wird. In Zeiten von 128GB-Speicherkarten mal was ganz Neues.

Schwierigkeiten?

Die gab es natürlich auch: Das offensichtlichste Problem ist der Verschluss. Er geht nur bis 1/1000, an dem hellen Tag kann ich kaum offenblendig arbeiten. Schlimmer aber: Die Kamera hat einen kleinen Defekt: Bei schnellen Verschlusszeiten sind der Verschluss, der von links nach rechts durchs Bild läuft, und der Spiegel, nicht richtig synchronisiert. Ergebnis: Viele Bilder sind halb schwarz! Doof, dass man sowas erst sieht, wenn die Fotos fertig sind. Was übrigens so etwa 10 Tage dauert. Dazu ist die Belichtungsmessung schwer: Zwar hat die Kamera eine Art Schätzeisen an der Seite, das ist aber zum korrekten Messen ähnlich aussagekräftig wie eine Sonnenuhr zum Rundenzeiten-Stoppen.

 

Das Ergebnis

Das möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Von 48 Bildern kam bei 40 etwas heraus, bei jedem Vierten hing der Verschluss. Ich zeige hier noch mal acht. Ich war mit der Kamera nicht an der Nordschleife, weil ich neben all dem Spaß ja auch noch „richtige“ Bilder machen muss. Nächstes mal 🙂 Was sagt ihr, wie ist es geworden? BTW: Die Fotos sind eingescannt und unbearbeitet. Also ganz ohne Adobe – so wie früher.

 

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